Freitag, 21. Dezember 2012

"Humankapital" (2004)



Horcht, euch ist ein Kind geboren,
Märkte, jubelt! Frisches Fleisch!
Ist es wohl zum Dienst erkoren?
Oder wird sein Leib verfeilscht?

Wie viel Nutzen wird es bringen?
Welchen Zweck schreibt ihr ihm zu?
Wird es modeln, wird es singen?
Setzt es sich als Star zur Ruh? 

Kind! Verplant sind deine Stunden,
zukunftssicher investiert.
Ist dein Spieltrieb überwunden,
hat die Mühe sich rentiert.

Finde ein Talent, das Geld bringt,
blühe ökonomisch auf.
Sei ein Nützling, der im Chor singt,
dann marschierst du steil bergauf.

Achte auf den Ruf des Fortschritts,
meide alles, was nichts zählt.
Schäme dich für keinen Fehltritt,
wenn du deine Wege wählst. 

Horcht, euch ist ein Kind geboren,
Märkte, jubelt! Frisches Fleisch!
Ist es wohl zum Dienst erkoren?
Oder wird sein Leib verfeilscht?

Wie viel Nutzen wird es bringen?
Welchen Zweck schreibt ihr ihm zu?
Wird es modeln, wird es singen?
Setzt es sich als Star zur Ruh?
Neoliberalismus, neoliberal, Effizienzdenken, Ökonomisierung, Kampagnen



Mittwoch, 12. Dezember 2012

"Tätervolk" (2003)


Täter lauern hinter Bäumen, im Gebüsch, am Wegesrand.
Was Verbrecher sich erträumen, weiß allein der Täterstand.
Wer's früh lernt, der mordet besser. Gute Killer wissen das.
Wetzen Häscher ihre Messer, zittern Opfer - leichenblass. 

"Tätervolk", aus deinen Reihen, rekrutiert der Tod sein Korps.
Kinder, die aus Mordlust schreien, bringen Schmerz und Pein hervor.
Wir bedienen uns der Mörder, wenn es das Geschäft verlangt.
Volk, du machst uns keinen Ärger, weil es dir vor Tätern bangt.

Schwört den Väterchen die Treue, jubelt den Verbrechern zu.
Ketzerei verlangt nach Reue, Fehlgedanken sind tabu.
"Abweichler" erstarren ängstlich, richten sich am Zeitgeist aus.
Steter Mord stimmt stets versöhnlich, Wahrheit ist der Macht ein Graus
 
Täter lauern hinter Bäumen, im Gebüsch, am Wegesrand.
Was Verbrecher sich erträumen, weiß allein der Täterstand.
Wer's früh lernt, der mordet besser. Gute Killer wissen das.
Wetzen Häscher ihre Messer, zittern Opfer - leichenblass. 

Amerika, Republikaner, Volksverhetzung, Abweichler, Islamismus

Donnerstag, 6. Dezember 2012

"Ich-AG" (2002)


Zerlegt in tausend Einzelteile
verkaufe ich mich Stück um Stück.
Die Kunden haben Langeweile,
man legt mich ins Regal zurück.
     Der Markt befindet
     mich als wertlos.
     Man traut mir nicht -
     ich bin erfolglos!
Mein Börsengang scheint ohne Glück. 

Schon sehe ich mich als Verlierer,  
der Hauptgewinn bleibt außer Sicht.
Drum singe ich Gesellschaftslieder
und übe mich im Lohnverzicht. 
     Geschäftsidee -
     da bist du endlich.
     Du lagst so nah,
     doch - unverständlich! -
Ich sah dich und ich sah dich nicht.

Nun biete ich als freier Händler
Optionen auf Organe an.
Mein Herz gehört dem Mittelständler,
der sich Organe leisten kann.
     Ich mauser mich:
     vom Ladenhüter,
     zum Trader
     optionaler Güter,  
mein Endkonzept lockt Eigner an.

Schröder, Hartz, Agenda 2010, Organspende, Lohnverzicht, Mittelstand
        

Samstag, 1. Dezember 2012

"Gotteskrieger" (2001)


Im Osten lauern "Gotteskrieger",
ein "Kreuzzug" spaltet die Nation.
Am Ende gibt es keine Sieger,
das Töten hat sich nie gelohnt.

"Top" nennt der Wahnsinn nun auch Terroristen.
Sie zelebrierten ihr Handwerk perfekt.   
Asche steigt auf, während Rächer sich rüsten.

Flugzeuge haben den Frieden zerlegt.

Zwei Feinde brüllen unversöhnlich,
ihr Hass bringt tausendfachen Tod.
Der Krieg verläuft so ganz gewöhnlich:
Erst trifft die Bombe, dann die Not.

Islamismus, Kreuzzug, Krieg, Terror, Al Quaida, Bin Laden

Mittwoch, 28. November 2012

"National befreite Zonen" (2000)


"National befreite Zonen"
Orte, wo nur Deutsche wohnen

Schuldige sind schnell gefunden
Das Gewissen überwunden


„Dreck weg!“, brüllt der Wahlkampfmob


„Leitkultur“, geducktes Dienen
Menschen mit besorgten Mienen

Mitarbeiter, die sich beugen
Sich gehorsam selbst verleugnen


Wer das will, kriegt einen Job


„National befreite Zonen“
Leistung muss sich wieder lohnen

Vorbereiten, im Geheimen,
Wortgift für die Zukunft reimen


Spät erkennen - war ein Flop!   

Neonazi, Nationalsozialismus, NPD, Republikaner, NSU








Sonntag, 25. November 2012

"Kollateralschaden" (1999)


Knochen bersten,
Schmerzensschreie,
Kindertränen,

Eltern tot.

Angst und Wimmern,
Spielzeugbomben
färben kleine 

Hände rot.

Mütter trauern,
Väter schießen,
Hunde jaulen

ganz (l)egal.

Was für uns am
Feld verrottet,
rottet nur

kollateral.
 
Westernkriege
sind die besten,
werden der

Moral gerecht.  

Die Mission erlaubt 
kein Zaudern.
Mord klingt gut,

das Gute schlecht.

Schaut ihn an,
den hübschen Treffer,
wie er in den

Bunker kracht.

Nur noch Tage
müsst ihr leiden,
bis der Friede

neu erwacht

Handel treiben,
nichts bedauern,
Geld verdienen

nebenbei.
 
Räumt die Leichen
in den Keller,
lächelt glücklich!

Ihr seid frei!

Krieg, Freiheit, Amerika, Kreuzzug, Verharmlosung 


Samstag, 24. November 2012

"Sozialverträgliches Frühableben" (1998)


Die Keule trifft,
der Lästling taumelt,
Kadaver dorren aus, im Wind.
Wenn Opa Franz,
am Galgen baumelt,
dann profitiert das Wickelkind.

„Sozialverträglich
früh ableben“ –
wie klingt mir das verdorben schön?
Die Sprache soll
uns Wege ebnen,
auch wenn sie seltsam blechern tönt.

Einst drängten die
„Belegschaftslasten“
und schrien nach Gehalt und Lohn.
Wer Anstand zeigt,
will heute fasten,
denn Undank spricht der Leistung Hohn.

Damit die Knechte
funktionieren,
erhalten sie ein Etikett.
Dann kriechen sie
auf allen Vieren
als Mahlzeit vor zum Festbankett.  

Sie lassen sich wie
Würste trocknen,
ertragen willig ihre Qual.
Es rechnet sich,
sie abzuzocken -
sie sind „Humanes Kapital“.

Donnerstag, 22. November 2012

"Wohlstandsmüll" (1997)

Es ist wieder soweit…

 

Der Kranke heißt jetzt "Wohlstandsmüll",

er duckt sich tief, die Menge brüllt.

 

Er ist ein Opfer seiner Zeit.

 

Wer stirbt, der "spendet" ein Organ,

der Händler nimmt es dankend an.

 

Das Geld fließt bei Gelegenheit.

 

Die Zocker kommen…

 

"Reformstau“ heißt das Zauberwort,

es spült alle Bedenken fort.

 

Noch wird das Heil der Welt blockiert.

 

Acht Jahre nach dem Mauerfall,

gilt Mitgefühl als asozial.

 

Die Wärme weicht, das Wort gefriert. 

 

Es ist wieder soweit…

 

Der reiche Mann spricht offen aus,

wovor es ihm im Alpdruck graust:

 

Die Staatsmacht legt ihm Fesseln an.

 

Er nutzt fortan sein Kapital,

beeinflusst des Idioten Wahl.

 

Der Geist wird „neu beeltertdann. 

Mittwoch, 21. November 2012

"Rentnerschwemme" (1996)

 

Rentner branden an die Küste,

Leichenduft verbannt die Lüste,

"outgesourct" bleibt der Genuss.

"Hilft vielleicht 'Sozialhygiene'?",

fragen sich die Kapitäne.

Zukunft ängstigt, schafft Verdruss.

 

Jung, flexibel, wetterwendig,

spaßbetankt und bodenständig -

neue Menschen braucht das Land!

Was noch stört, ist der Sozialstaat,

leidig ist des Schnorrers Untat.

Rentner schwemmen übers Land.

Sonntag, 18. November 2012

"Diätenanpassung" (1995)

 

Diät macht schlank, Diäten nicht.

Er lebe hoch, der Lohnverzicht!

 

Am Horizont: Die "Altenplage".

Der Haushalt ächzt - in schiefer Lage.


Egal: Die Leistung muss sich lohnen,

für jene, die ganz oben thronen.

 

Wer führt, erschafft sich neue Werte,

der Gulli frisst das Altbewährte.

 

Wir "fackeln ab", "sozialverträglich".

Der Werteschwund scheint unerheblich. 

 

Diät macht schlank, Diäten nicht.

Er lebe hoch, der Lohnverzicht!