Freitag, 19. Oktober 2012

Anette

Wer schmollt mit bitterböser Schnute?
Wer schwang den Kritikern die Rute?
Anette S., das Gnadenkind.

Sie stand noch nie in einer Schlange,
ihr war noch nie um Pfründe bange,
sie herrschte sorglos, lebensblind!


Verblichen scheint die Doktorehre,
was bleibt ist eine Schulmisere,
die bitter die Gemüter plagt.

Anette ist in aller Munde,
erlebt den Absturz Stund um Stunde.
Elitenschutz hat bös versagt.


In längst vergess’nen, schönen Zeiten,
da schonte man die Blitzgescheiten,
den Ruhm verbriefte ein Papier.

Anette muss sich erstmals sorgen,
ein Hauch von Übel bringt der Morgen,
mit Hohn und Spott, pikant serviert.


Sie schlug sich tapfer als Minister,
bekämpfte die Sozialphilister,
der Bildungsnotstand schrie: Reform!

Nun drücken sie Gerüchte nieder,
der Mob will ihr ans Ehrgefieder,
da geifert sie, entbrannt vor Zorn.


Wer hat den Doktor bloß geschrieben?
Wie hieß er noch? Herr Bock von Drüben?
Wenn sie’ erfährt, verklagt sie ihn.

Anette wird ihn überführen,
ihn scheibchenweis' zum Fraß servieren
dann rettet sie, was ehrbar schien.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen