Montag, 8. Oktober 2012

Der Kanzlerkandidat

Messt den Kandidaten nicht an Taten!
Seht ihr nicht, wie sehr er deshalb schmollt?
Früher war er einfach schlecht beraten,
heut‘ hat er sein Denken überholt.

Morgen wird er nur dem Volke dienen,
alte Freunde grämen sich darum.
Willy Brandt ist ihm bei Nacht erschienen,
seither ist sein Über-Ich verstummt.

Ritterlich kämpft er für gute Sachen,
jedenfalls als Kanzlerkandidat.
Nach der Wahl lässt er’s dann richtig krachen,
dann gedeiht die resoziale Saat.

Seht, wie uns sein Honigmund beträufelt,
wie er sich um neue Wege müht!
Wer ihn kritisiert, den hol‘ der Teufel,
denn der Kandidat: er ringt –er glüht!

Er erweicht das Herz der Ökonomen,
schließlich hat er einst den Markt befreit! 
Seine Weisheit darf uns überthronen,
was er sagt, ist kühn und blitzgescheit.

Wortgirlanden mehrten seinen Wohlstand,
dafür hat er effizient geschwänzt.
Wer das hinterfragt, dem fehlt der Anstand!
Demokraten! Denkt nicht so begrenzt -

Messt den Kandidaten nicht an Taten!
Seht ihr nicht, wie sehr er deshalb schmollt?
Früher war er einfach schlecht beraten,
heut‘ hat er sein Denken überholt.

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