Mittwoch, 10. Oktober 2012

Schmitz und Beukel

Schmitz hielt der Partei die Treue,
Beukel galt als Tunichtgut.
Deutschland formte sich aufs Neue,
Schmitz bekannte seine Wut.

Als sie Montags demonstrierten,
Beukels Freunde? - nein, “Das Volk“,
fragte Schmitz die Deputierten,
ob man Chinas Beispiel folgt.

Panzer sollten sie zerquetschen,
die Verräter der Idee:
„Jene, die den Staat zersetzen,
denen tun wir gerne weh!“ 

Schmitz, ganz informeller Sammler,
trug zu Beukels Akten bei.
Beukel war ein fauler Gammler,
Staatsballast für die Partei.   

All die Denker, all die Künstler,
fühlten sich dem Westen nah.
Imperiale Machtbegünstler,
sah Herr Schmitz als „die Gefahr.“

Er war ganz Parteigenosse,
beugte sich dem Machtregime,
 stieg hinauf ins Reich der Bosse,
dieser Stand behagte ihm.

Beukel erkannte die Zeichen der Zeit,
er war verwegen, zum Aufstand bereit.

Lange, zu lange, verschwieg er den Groll.
Nun war das Maß der Genügsamkeit voll

„Wir sind das Volk“, brüllte er in die Nacht.
„Spitzel und Stasi missbrauchen die Macht.“

„Öffnet die Grenzen, befreit unser Volk!
Andernorts sind sie dem Ruf schon gefolgt!“

„ Wenn ihr uns anhört, vergeben wir euch!
Ihr, deren Rückgrat sich willfährig beugt:

Schätzt eure Chancen und trefft eine Wahl,
schenkt uns die Freiheit, erspart euch die Qual.“

„Wir kämpfen weiter, wenn’s sein muss, fließt Blut.
Glaubt an des Volkes verwegenen Mut!“

Schmitz hielt der Partei die Treue,
Beukel galt als Tunichtgut.
Deutschland formte sich aufs Neue,
bald verging dem Schmitz die Wut.

Er gab sich nun demokratisch,
trat für die Befreiung ein.
Stimmte, nun schon fast fanatisch,
in den Chor der Neurer ein.

Immer schon sah Schmitz es kritisch –
das Gehabe der Partei.
Selber war er unpolitisch,
war „nur so“ beim Stab dabei.

Lindern wollte er das Unrecht,
half dem Volk mit Rat und Tat.
Er gab sich loyal, doch unecht,
lebte heimlich den Verrat.

Seit der Wende wuchsen Flügel
an des Schmitzchens Rückenschild.
Demokratisch ungezügelt,
zeichnet er von sich ein Bild.

Heute ist er Bürgermeister,
Beukel schrubbt den Rathausflur.
Alle Bürger sind begeistert,
Revoluzzer stören nur.

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