Freitag, 25. Januar 2013

"Freiwillige Ausreise" (2006)


Man legte mir nahe,
am Morgen, um fünf,
es sei nun Zeit zum Packen.

Ich war noch müde
und verstimmt
und ließ die Botschaft sacken.
Sie standen da,
in Uniform,
sie schritten gleich zur Sache.
Mein Reisewunsch
kam waffenklar,
im Schoße der Baracke.

Ich packte mein Leben,
ich packte geschwind,
ich folgte wie befohlen.

Sie trieben mich
durch Sturm und Wind,
sie drohten mit Pistolen.
Ich saß im Wagen,
eingepfercht,
zwei Männer hielten Wache.
Ihr Groll bot sich
dem Argwohn dar,
sie nannten mich: „Schlawacke!“ 

Ich trat aus dem Nebel 
ins schummrige Licht, 
gefesselt und in Ketten.

Ein Schlag traf
eisern ins Gesicht,
kein Mensch mochte mich retten.
So lag ich willig,
klein und schwach,
vergaß die schönen Träume.
Im Zellentrakt hielt
ich mich wach,
von aller Welt verleumdet.

Die Stunden verstrichen,
mein Ziel kam mir nah, 
da half mir kein Verkriechen.

Als ich von oben
Lichter sah’,
konnt’ ich schon Blutdunst riechen.
Man überließ mich
meinem Tod:
Bedenkt, was ich versäumte!
Mein Henker kam
im Morgenrot,
sein Hieb hat mich


geläutert.

Asylanten, Ausländer, Asylpolitik, Immigranten, Abschiebung

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