Dienstag, 29. Januar 2013

"Herdprämie" (2007)


Sie steht und wendet glücklich Pfannen,
          sie würzt das Fleisch, streut Knoblauchsalz.
Vom Fußweg, nah beim Küchenfenster,
          trifft sie - ein kalter Frauenblick.
Sie schaut verlegen auf den Braten,
          rührt hektisch ihren Nudelteig.
Sie fragt sich, was die Frau gedacht hat,
          da draußen auf dem Bürgersteig.

Sie schämt sich ihrer Lust am Kochen,
          verbirgt die Hände unterm Schurz.
Verlegenheit lässt sie erröten,
          fast unbemerkt verkohlt das Fleisch.
Im dunklen Rauch sieht sie sich klarer,
          erkennt – ihr fehlt Sozialprestige. 
Sie bleibt in ihrem Ich gefangen,
          verblasst in Barbies Glitzerwelt.

Als Hausfrau wirkt sie wahre Wunder,
          Karriere hat sie nie gemacht.
Sie lebt und lässt die Fremden leben, 
          sie kümmert sich ums Kinderwohl. 
Das Glück, das ihr die Kleinen schenkten,
          holt sich die Eitelkeit zurück.
Wir tränken sie in schalem Mitleid,
          bis sie die Lust am Sein verliert.  

Frauen, Karriere, Familienpolitik, Karrierefrau   

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